Es wird gebuddelt auf Föhr. Denn viele Menschen in den Inselgemeinden Süderende und Oldsum werden die Wärme für ihre Wohnungen künftig von Blockheizkraftwerken beziehen. Die Rohrleitungen für das Nahwärmenetz werden derzeit verlegt – zunächst in Süderende. „Moderne zentrale Heizkraftwerke sind effizienter und damit umweltschonender und wirtschaftlicher als viele kleine und zum Teil alte Heizungen", erklärt Ulrich Jostwerner vom Vorstand der Energiegenossenschaft Föhr, die das Projekt umsetzt. Vertreter der Kommunen stehen hinter dem Vorhaben. Süderendes Bürgermeister Christian Roeloff und sein Oldsumer Amtskollege Hark Riewerts gehören dem Aufsichtsrat der Genossenschaft an.
Die Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH) fördert das Vorhaben – mit Beratung und Finanzierung. „Als zentrales Förderinstitut des Landes unterstützen wir die Energiewende. Und dazu gehört auch die Wärmewende. Nahwärmenetze können einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten – wir helfen dabei, dieses Potenzial zu nutzen", sagt der IB.SH-Vorstandsvorsitzende, Erk Westermann-Lammers.
Die Energieagentur der IB.SH hat die Projektentwicklung auf Föhr begleitet und die Wirtschaftlichkeit dieser langfristigen Infrastrukturmaßnahme geprüft. „Nahwärmenetze rechnen sich vor allem dann, wenn der Aufwand für den Wärmetransport über Rohrleitungen in einem sinnvollen Verhältnis zur zukünftigen Abnahme der Wärme steht. Auf Föhr sind die Voraussetzungen günstig, denn die zu versorgenden Friesendörfer sind dicht bebaut, und die Gebäude benötigen auf Grund ihrer Größe und überwiegend historischen Bausubstanz der Kapitänshäuser relativ viel Wärme. Zudem gibt es größere Abnehmer wie die Schule in Süderende", so Erik Brauer, Leiter der IB.SH Energieagentur.
Die Genossenschaft investiert rund 4 Millionen Euro. 60 Prozent davon finanzieren die Föhr-Amrumer Bank und die IB.SH zu gleichen Teilen. Eigenkapital der Genossenschaftsmitglieder und eine Förderung des Bundes decken den übrigen Anteil.
Angesichts der schwer vorhersehbaren Entwicklung des Energiemarktes ist die Finanzierung von Nahwärmenetzen mit einer Betriebsdauer von mindestens 25 Jahren eine besondere Herausforderung. Aber: Im Sinne ihres Förderauftrages prüft die IB.SH jeweils auch, ob gemeinsam mit den Hausbanken Darlehenslaufzeiten bis zu 30 Jahren mit entsprechend niedrigeren jährlichen Kapitaldienstbelastungen ermöglicht werden können.
Um eine wirtschaftliche Grundlage für das Projekt in Süderende und Oldsum auf Föhr zu haben, war es erforderlich, dass sich mindestens 120 Haushalte beteiligen. Die Zahl ist mittlerweile überschritten. In fünf Bürgerversammlungen hatten die Initiatoren für ihre Idee von einem genossenschaftlichen Nahwärmenetz geworben. „Außerdem war Klinkenputzen angesagt", berichtet Ulrich Jostwerner vom Vorstand der Genossenschaft. „Die Vorteile von Fernwärme haben die Hausbesitzer schließlich überzeugt", sagt er. Mit weiterem Zulauf rechnet die Genossenschaft, wenn auch in Oldsum die Arbeiten zur Rohrverlegung begonnen haben.
Die Mitglieder der Genossenschaft werden künftig nicht nur effizienter und sauberer mit Wärme versorgt – sie können auch den Raum für Heizung und Tank einsparen und müssen sich nicht mehr um Wartung und Betankung kümmern.
Über die Wirtschaftlichkeit von Nahwärmenetzen und über Fördermöglichkeiten informiert die IB.SH auf der Messe New Energy in Husum vom 16. bis 19. März in Halle 2. Der Branchenverband watt_2.0 e.V. veranstaltet am 16. März ab 14 Uhr auf dem Gemeinschaftsstand „watt_2.0-Branchentreff" in Kooperation mit der Energie- und Klimaschutzinitiative des Landes Schleswig-Holstein (EKI) ein Forum zum Thema „Wie kann Wärmewende gelingen?" Moderator ist Erik Brauer, Leiter der IB.SH Energieagentur.