Interreg Baltic Sea Region
Mission zum Heilen
Prof. Dr. med. Arndt-Peter Schulz ist Orthopäde und Unfallchirurg am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH). Nach seinen Operationen fragt er sich oft, wie schnell seine Patienten wieder ganz gesund geworden sind. „Wir wissen wenig über den Heilungsverlauf“, bedauert Schulz. Nur der Hausarzt verfolge diese Phase. Professor Schulz wünscht sich, mehr über Genesungsprozesse zu erfahren, um daraus wichtige Erkenntnisse für seine Arbeit zu gewinnen.
Zusammen mit Nils Reimers vom Unternehmen Stryker GmbH & Co. KG in Kiel, das medizinische Technologie entwickelt und chirurgische Instrumente sowie Prothesen herstellt, hatte Schulz die Idee für ein Verzeichnis, in dem Daten zu Operationen und Behandlungen erfasst werden können. Dieser Plan wird nun im EU-geförderten Projekt „Baltic Fracture Competence Centre“ (BFCC) umgesetzt: Zwei bereits bestehende Register in Schweden und Dänemark sowie vier aufzubauende in Deutschland, Polen, Litauen und Estland sollen in einem großen transnationalen Frakturregister zusammengefasst werden. An diesem zukunftsweisenden Vorhaben beteiligt sind 14 Partner aus Industrie, Chirurgie und Forschung. Gefördert wird das Baltic Fracture Competence Centre durch das EU-Programm Interreg Baltic Sea Region, das die IB.SH für die EU managt. Das Projekt hat ein Gesamtbudget von 3,6 Millionen Euro und läuft seit März 2016 – vorläufig bis 2019.
Dieses Register soll Unternehmen und Medizinern dazu dienen, einerseits Technologien und Produkte zu entwickeln, die noch stärker zielgerichtet sind, und andererseits zukünftig so zu operieren, dass der Heilungsprozess von Knochenbrüchen, Osteoporose oder Infektionen noch schneller und besser verläuft. Mit einem solchen Register lässt sich die „Geschichte eines Unfalls“, wie Prof. Schulz es nennt, erkennen – die Art der Behandlung, die Rehabilitationsmaßnahmen und der Verlauf der Heilung. „Uns stehen bereits große Mengen an Daten zur Verfügung“, sagt Schulz, „diese müssen nun von uns aufgearbeitet werden, bevor wir sie in das Register integrieren können.“ Der Arzt freut sich darauf, auf diese Weise Wissen zu teilen – zum Wohle der Patienten.
Der transnationale Zugang zum Register und der Austausch mit Kollegen aus anderen Ländern des Ostseeraums ermöglichen einen Vergleich verschiedener Versorgungsformen. Die Skandinavier beispielweise haben schon Erfahrungen mit einem eigenen Register dieser Art. Davon können nun alle Projektpartner profitieren.
„Wir müssen herausfinden, wo die Störungen im Heilungsprozess liegen“, sagt Nils Reimers. Ein besonderer Fokus liegt in Zukunft auf dem Vermeiden von Infektionen – zum Beispiel durch antimikrobielle Beschichtungen der Nägel. Erneut zu operieren, ist sehr aufwendig, teuer und zudem ein Risiko für den Patienten. „Mithilfe des Registers können wir unsere Produkte bald noch effizienter entwickeln“, erklärt Reimers.
(Stand 2018)
Das Ziel aller Partner dieses Projekts ist, dass irgendwann alle Krankenhäuser der Welt miteinander vernetzt sind und dass alle von diesem transnationalen Knochenbruchregister profitieren – kurzum: mehr Innovation durch Kooperation.
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