Kommunales Nachhaltigkeitsmanagement
Ein Verständnis vom kommunalen Nachhaltigkeitsmanagement
Unter kommunalem Nachhaltigkeitsmanagement versteht man die Prozesse, Maßnahmen sowie Instrumente, die von einer Kommunalverwaltung umgesetzt werden, um die Auswirkungen des kommunalen Handelns nachhaltiger zu gestalten.
- Somit trägt ein kommunales Nachhaltigkeitsmanagement zu einem nachhaltigeren Gemeinwesen und der Umsetzung der 17 Sustainable Development Goals sowie nationaler und internationaler Nachhaltigkeitsstrategien auf kommunaler Ebene bei.
- Der Prozess des kommunalen Nachhaltigkeitsmanagements ist keine einmalige Handlung, sondern wiederholt sich in regelmäßigen Zyklen.
Nachfolgend werden die fünf Schritte eines erfolgreichen kommunalen Nachhaltigkeitsmanagements sowie dessen vier Hauptinstrumente kurz vorgestellt.
Die folgenden Informationen orientieren sich dabei an den Empfehlungen des Leitfadens "Wirkungsorientiertes Nachhaltigkeitsmanagement in Kommunen" der Bertelsmann Stiftung (Mehr dazu hier).
5 Schritte für ein erfolgreiches kommunales Nachhaltigkeitsmanagement
Im Wesentlichen orientiert sich das kommunale Nachhaltigkeitsmanagement an den grundsätzlichen Managementprozessen und folgt damit fünf zentralen Schritten:
Im ersten Schritt bedarf es einer Analyse der derzeitigen kommunalen Nachhaltigkeitsaktivitäten und des eigenen Ressourcenverbrauchs sowie Emissionsausstoßes. In diesem Zusammenhang sollte auch eine sog. Wesentlichkeitsanalyse durchgeführt werden. Dabei werden die Themengebiete identifiziert, in denen kommunale Aktivitäten mit wichtigen ökologischen und sozialen Aspekten und Problemen verknüpft sind. Dies kann sowohl Nachhaltigkeitsthemen betreffen, die durch ihr kommunales Handeln beeinflusst werden (Inside-out-Perspektive), wie auch solche die sich explizit auf ihre kommunale Tätigkeit auswirken (Outside-in-Perspektive).
Ein „Nachhaltigkeitsbericht“ stellt dabei das zentrale Instrument zur Dokumentation der Bestandsaufnahme dar. Auf Grundlage des Berichts können Ziele für eine nachhaltige Entwicklung der Kommune entwickelt und festgelegt werden. Aktuell gibt es noch keinen einheitlichen Berichtsstandard.
Bisher wird der „Berichtsrahmen nachhaltige Kommune“ häufig verwendet. Dieser Standard wurde vom Rat für Nachhaltige Entwicklung entwickelt. Er basiert auf dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK). Mehr dazu hier.
Derzeit entwickelt die EU eine Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, die sogenannte „Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)“. Diese regelt nicht nur Anforderungen rund um die Nachhaltigkeitsberichtserstattung, sondern verpflichtet zusätzlich viele Unternehmen zur Anwendung. Es kann davon ausgegangen werden, dass sie auch für viele kommunale Unternehmen gelten wird.
Kommunale Unternehmen sollten sich frühzeitig mit den entsprechenden Anforderungen und Regularien auseinandersetzen. Die frühzeitige Implementierung eines Nachhaltigkeitsmanagements ist auch dafür ein wichtiger Schritt. Mehr zur CSRD können Sie z.B. hier erfahren.
Basierend auf den Erkenntnissen aus der Bestandsaufnahme und Wesentlichkeitsanalyse kann ein erstes Strategiekonzept entwickelt werden. Hierfür sollten zuerst Chancen und Risiken bewertet werden. Anschließend können auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Zielsetzungen für verschiedene Themen und Handlungsfelder festgelegt werden, die sich aus den SDGs ergeben. Schließlich sollten Prozesse und Maßnahmen zur Zielerreichung identifiziert und ausformuliert werden.
Auf diese Weise entsteht eine Nachhaltigkeitsstrategie, die den roten Handlungsfaden im Nachhaltigkeitsmanagement und den Zielzustand darstellt.
Um die Nachhaltigkeitsstrategie grundsätzlich im kommunalen Handeln zu verankern und damit als Querschnittsaufgabe für alle Handlungsfelder verbindlich festzulegen, bedarf es eines formellen Beschlusses der Gemeindevertretung. Damit wird die Grundlage geschaffen, dass die in der Nachhaltigkeitsstrategie verankerten Projekte, Maßnahmen und Ziele umgesetzt werden können.
Der Beschluss stattet die Verwaltung mit der rechtlichen Voraussetzung aus, die zur Bereitstellung der notwendigen Ressourcen und zur Steuerung der Prozesse notwendig ist. Zur Ressourcensteuerung wird das Instrument des Nachhaltigkeitshaushalts empfohlen.
Für eine effiziente Umsetzung und Steuerung der Maßnahmen bietet sich die Nachhaltigkeitsprüfung an. Sie zeigt auf, inwieweit die entsprechenden Maßnahmen zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele beitragen.
Ein aktives Monitoring des Umsetzungsprozesses ermöglicht es, zielgenau Probleme bei der Umsetzung oder Zielerreichung zu erkennen und entsprechende Anpassungen rechtzeitig vorzunehmen.
Zum Schluss eines jeden ‚Nachhaltigkeitsmanagement-Zyklus‘ erfolgt die abschließende Evaluation der umgesetzten Maßnahmen, inwieweit die Ziele der Nachhaltigkeitsstrategie erreicht wurden. Dies ermöglicht eine Bewertung inwieweit die Maßnahmen zu einer Verbesserung der Nachhaltigkeit beigetragen haben. Zudem liefert die Evaluation wichtige Informationen, um anschließend die Nachhaltigkeitsstrategie und die dort verankerten Zielsetzungen anzupassen.
Die durch die Evaluation gewonnen Informationen werden zur Fortschreibung des in Schritt 1 (Bestandsaufnahme) angefertigten Nachhaltigkeitsberichtes genutzt.
Die abschließende Evaluation und Fortschreibung des Nachhaltigkeitsberichts markiert den Start eines neuen Strategie-Zyklus.
Die Instrumente des kommunalen Nachhaltigkeitsmanagements
Im Wesentlichen existieren für das kommunale Nachhaltigkeitsmanagement vier Instrumente, die für eine erfolgreiche Umsetzung notwendig sind. Jedes dieser Instrumente hat seine spezifische Aufgabe, die bei der Erfüllung eines oder mehrerer Schritte des Nachhaltigkeitsmanagements notwendig ist.
Für den Einstieg in das Themenfeld Nachhaltigkeit und die Weiterentwicklung von Zielstellungen, Maßnahmen und Instrumenten kann es hilfreich sein, sich mit Praxisbeispielen anderer Kommunen zu befassen und in den Dialog mit diesen zu treten.
Es gibt es bereits einige Kommunen in Schleswig-Holstein, die verschiedene Konzepte und Strategien zur nachhaltigen Entwicklung erarbeitet und implementiert haben. Hierzu zählen zum Beispiel die Städte Kiel, Niebüll, Neumünster und Geesthacht.
Die „Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW)“ führt in Kooperation mit dem Land, den kommunalen Landesverbänden und dem Bündnis eine Welt in Schleswig-Holstein e.V. das Projekt „Global Nachhaltige Kommune Schleswig-Holstein“ durch.
- Ziel des Projekts ist es, Kommunen in Schleswig-Holstein die 17 „Sustainable Development Goals“ und damit die verschiedenen Nachhaltigkeitsthemen näher zu bringen und gleichzeitig strategische Unterstützung bei deren Umsetzung zu bieten.
- Die Dokumentation über den letzten Projektzeitraum zeigt dabei die Zielsetzung und den Aufbau des Projektes. Des Weiteren werden die Erfahrungsberichte von teilnehmenden Kommunen in SH vorgestellt. Dadurch bietet die Dokumentation auch praxisbezogene Tipps und Erfahrungen, die Ihrer Kommune zu Gute kommen können.
Weiterführende Informationen:
- Die Dokumentation des gesamten letzten Projektzeitraums für Schleswig-Holstein finden Sie hier.
- Ausführliche Dokumentationen zur Umsetzung der Agenda 2030 in verschiedenen Kommunen des Projektes finden Sie hier.
- Mehr rund um das Projekt „Globale Nachhaltige Kommune Schleswig-Holstein“ erfahren Sie hier.
Bei Fragen hilft
Joachim Krabbenhöft
Machbarkeitsstudien, Wirtschaftlichkeitsanalysen