Nachhaltigkeitswirkung der
Immobilienförderung der IB.SH
Erfahrungsbericht | 28.03.2023 | Redaktionell verantwortlich: Kirsten Finck und Sandra Hofmann
Die Auswahl von Flächen, Betrachtung von Lieferketten oder energetische Sanierungsmaßnahmen – im Immobiliensektor gibt es viele Ansatzpunkte für nachhaltiges Handeln. Das Projekt Nachhaltigkeitswirkung der Immobilienförderung der IB.SH untersucht, welche Nachhaltigkeitseffekte durch Immobilienfinanzierungen erzielt werden und wie sie sich messen lassen.
115,5 Mio. t CO2 (Äquivalente) im Jahr 2021 – das ist laut Umweltbundesamt der CO2-Fußabdruck des Gebäudesektors in Deutschland. Zum Vergleich: Der deutsche Straßenverkehr stieß 2021 rund 145 Mio. t CO2 (Äquivalente) aus, also nur rund 25 % mehr Emissionen als durch den Gebäudesektor verursacht wurden. Für die Erreichung der Klimaziele in Deutschland ist die Transformation des Gebäudesektors unverzichtbar. Bis 2045 muss er klimaneutral werden, sowohl bei Bestandsgebäuden als auch bei Neubauten.
Doch nachhaltiges Bauen ist mehr als Energieeffizienz und Klimaneutralität. Es geht auch darum, Biodiversität zu erhalten, Ressourcen zu schonen, nachwachsende Rohstoffe zu nutzen sowie den Flächenverbrauch zu senken. Für einen nachhaltigen Immobiliensektor ist darüber hinaus die Einhaltung von Menschenrechten in der Lieferkette der Rohstoffe relevant. Hinzu kommt die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten wie etwa durch die Soziale Wohnraumförderung.
Wir als Investitionsbank Schleswig-Holstein unterstützen diese Transformation des Immobiliensektors zu mehr Nachhaltigkeit.
Um noch genauer einschätzen zu können, wie unsere Arbeit dabei wirkt, beschäftigt sich seit 2022 ein internes Projekt mit der Nachhaltigkeitswirkung der Immobilienförderung. Ziel des Projektes ist es, eine Systematik zu schaffen, durch die die Nachhaltigkeitswirkung des Fördermitteleinsatzes transparent dargestellt werden kann.
Rahmenbedingungen
Dabei berücksichtigen wir die Nachhaltigkeitsziele der UN (Sustainable Development Goals - SDGs) und die EU Taxonomie-Verordnung. Letztere legt einheitliche Kriterien dafür fest, wann eine Immobilie einen wesentlichen Beitrag zu den Umweltzielen „Klimaschutz“ bzw. „Anpassung an den Klimawandel“ leistet. Es gibt z. B. ein klar definiertes Kriterium zum Klimaschutz für den Neubau von Wohngebäuden mit einer Fläche unter 5.000 m2: Ein wesentlicher Beitrag zum Ziel Klimaschutz wird erbracht, wenn der Primärenergiebedarf mindestens 10 % unter dem Schwellenwert liegt, der in den nationalen Anforderungen für Niedrigstenergiegebäude festgelegt ist. Zusätzlich müssen noch mehrere DNSH Kriterien (Do-No-Significant-Harm-Kriterien) bezogen auf die weiteren fünf Umweltziele erfüllt werden. Nur dann kann ein Neubau als im Einklang mit der EU-Taxonomie bewertet werden. Die EU plant, für die weiteren Umweltziele ebenfalls einheitliche Kriterien festzulegen.
Wirkungsindikatoren
Bereits seit 2021 führen wir im Rahmen des Wirkungsmanagements der IB.SH ein SDG-Mapping durch. Damit zeigen wir auf, wie wir mit unseren Finanzierungen und Zuschüssen zu den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN beitragen. Darauf aufbauend entwickeln wir als Projektteam für den Immobilienbereich Wirkungsindikatoren, die zeigen, wie und in welchem Umfang wir mit unseren Geschäftstätigkeiten in der Immobilienförderung zu den Nachhaltigkeitszielen beitragen. Dazu gehören z. B. die Anzahl und Leistung eingebauter nicht-fossiler Wärmeerzeugung (SDG 7, 13) oder der Anteil der Eigentumsfinanzierungen für Menschen mit unterdurchschnittlichem Einkommen (SDG 1).
Die Ermittlung von Wirkungsindikatoren erfordert eine zuverlässige Datenbasis. In der IB.SH haben wir für einige Bauvorhaben bereits eine Datensammlung. Im Rahmen der Sozialen Wohnraumförderung erfassen wir beispielsweise den energetischen Standard aller geförderten Immobilien sowie Daten zur CO2-Einsparung. Daraus können wir Aussagen zur Nachhaltigkeitswirkung der Immobilienförderung ableiten.
Doch um genauere Ergebnisse, beispielsweise im Hinblick auf Finanzierungen der Allgemeinen Wohnraumförderung und einen Überblick der gesamten Nachhaltigkeitswirkung des Immobilienbereiches zu erhalten, benötigen wir mehr Datenmaterial.
Interne Ressourcen
Ein Teil der Projektarbeit widmet sich darüber hinaus der adäquaten Bewertung der Ressourcenverbräuche innerhalb des Immobilienbereiches der IB.SH, die im Rahmen der Fördermittelvergabe entstehen. Das Ziel ist es, mit materiellen und immateriellen sowie personellen Ressourcen schonend umzugehen und dadurch den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Durch Optimierung von Prozessen und Ausweitung von digitalen Möglichkeiten können beispielsweise Papier eingespart oder Dienstfahrten vermieden werden.
Der Immobiliensektor wird in den kommenden Jahren einen wesentlichen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele leisten müssen. Ein Fokus für die IB.SH liegt auf der Messbarmachung und transparenten Darstellung der Nachhaltigkeitswirkung durch ihren Fördermitteleinsatz. Dieser wird durch das Projektteam weiterverfolgt.