Von klassischen Investitionsmustern im Depot A hin zu mehr Nachhaltigkeit
Erfahrungsbericht | 15.01.2020 | Gunnar Glaubitt
Die IB.SH hat bei Investitionsentscheidungen im Depot A den Schwerpunkt von einer klassischen Ausrichtung nach Adressrisiken hin zu einer konsequenten Orientierung an ESG-Kriterien verlagert. Dabei stehen vor allem die Informationsgewinnung und die Neugestaltung von Prozessen im Mittelpunkt.
Rückblick: Adressrisiken standen lange im Fokus
Adressrisiken haben lange Zeit den Entscheidungsprozess für Anlagen in unserem Depot A maßgeblich bestimmt. Ausschlaggebend für unsere Investitionsentscheidung war, ob ein Unternehmen ein Investmentgrade-Rating aufweisen konnte. Im Treasury haben wir dann unter Berücksichtigung von Laufzeit- und Renditeaspekten Investments taktisch umgesetzt.
Nachhaltigkeit wird zentrales Thema in unseren Anlage-Leitlinien
Vor rund 2 Jahren haben wir uns entschieden, unser Portfolio zukünftig auch nach Nachhaltigkeits-Gesichtspunkten zu steuern. Für uns als Förderbank war es eine bewusste Entscheidung, nicht nur mit unseren Produkten, sondern auch mit unseren Investitionen zur nachhaltigen Entwicklung in Schleswig-Holstein beizutragen.
Im ersten Schritt entwickelten wir intern ESG-Vorgaben für unsere Anlage-Leitlinien. Dabei definierten wir beispielsweise Branchenausschlüsse für Unternehmen, die in den Geschäftsfeldern fossile Energien, Atomenergie und kontroversen Rüstungsgütern tätig sind. Die Rückmeldungen zur Anpassung unserer Anlage-Leitlinien waren klar: Es ist gut, richtig und zukunftsorientiert, als Förderbank das Depot A unter ESG-Gesichtspunkten zu steuern.
In einem nächsten Schritt sind wir auf Emittenten zugegangen, um Ansprechpartner zum Thema ESG kennenzulernen und die notwendigen Informationen für unsere Investitionsentscheidungen zu sammeln. Viele der Unternehmen standen damals auch noch am Anfang ihrer Überlegungen zu ESG und nachhaltigen Emissionen.
Schärfung der Prozesse und Einbindung einer externen Datenbank
Inzwischen sind wir ein gutes Stück weiter vorangekommen. Geholfen hat uns dabei mit Sicherheit auch die dynamische Entwicklung der Branche hinsichtlich Sustainable Finance - Anleger wie auch Emittenten sind gefordert, sich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen.
Nachhaltigkeit ist ein wesentlicher strategischer Faktor in unserer Geschäftsstrategie. Unsere internen Prozesse haben wir entsprechend ergänzt und teilweise auch vollständig neu entwickelt, um unseren Ansprüchen gerecht zu werden. Heute gibt es keine Liniengenehmigung mehr ohne Informationen zur Nachhaltigkeit des Emittenten. Grundvoraussetzung bleibt aber auch dabei immer ein positives Kreditrating.
Zudem war es uns wichtig, eine Lösung für den Fall zu finden, dass Informationen zur Nachhaltigkeit von Emittenten fehlen. Wir nutzen deshalb die Datenbank Orbit der Rating-Agentur ISS ESG, um uns über mögliche kontroverse Geschäftsaktivitäten von Emittenten, wie zum Beispiel die Verletzung von Menschenrechten, zu informieren. In Kombination mit der präziseren Formulierung unserer Anlage-Leitlinien nach ESG-Kriterien können wir unsere Investitionsentscheidungen dadurch noch zielgenauer treffen.
Bedarf nach mehr Informationen und Umgang mit widersprüchlichen ESG-Ratings
Unser Depot-A Management arbeitet aktuell daran, die Prozesse weiter zu verfeinern und vertiefende Informationen zu Emittenten zu gewinnen. Es gilt auch zu klären, wie wir mit widersprüchlichen ESG-Ratings umgehen. Was ist zu tun, wenn die eine Ratingagentur ein Unternehmen für nachhaltig hält, eine andere Agentur aber nicht zur gleichen Einschätzung kommt?
Zu guter Letzt ist es ein kontinuierlicher Prozess, das Depot A anhand von Nachhaltigkeitskriterien weiterzuentwickeln. Wir als Treasury werden auch in Zukunft gefordert sein, die Anlage-Leitlinien ständig zu überprüfen, um Investitionen mit Blick auf Nachhaltigkeitskriterien zu optimieren.