Kontinuierlich Nachhaltigkeit im Ostseeraum stärken

IB.SH-Fachwissen | 26.02.2024 | Redaktionell verantwortlich: Anna-Laura Hennig

2023 feierte Interreg Baltic Sea Region seinen 25. Geburtstag. Fünfundzwanzig Jahre, in denen das Programm seine Aktivitäten kräftig ausbauen konnte. Seit Beginn haben sich die Mittel fast verzehnfacht: 235,6 Millionen Euro stehen dem von der EU ko-finanziertem Programm in der aktuellen Förderperiode 2021-2027 zur Unterstützung zukunftsgerichteter Projekte zur Verfügung. Warum ist das Sustainable Finance?


Für eine grüne, nachhaltige und widerstandsfähige Ostseeregion

Seit 1998 fördert das Interreg-Programm für den Ostseeraum (Interreg Baltic Sea Region) transnationale Kooperationsprojekte. Verbindliches Ziel der geförderten Projekte ist es, für gemeinsame Probleme im Ostseeraum auch gemeinsame Lösungen zu erarbeiten. Sie gehen Herausforderungen an, die alleine nicht ausreichend behandelt werden können – für eine insgesamt grüne, nachhaltige und widerstandsfähige Ostseeregion. Die IB.SH agiert als Verwaltungsstelle des Programms.


"Uns als IB.SH kommt es darauf an, mit unserer Arbeit dazu beizutragen, ganz im Sinne des europäischen Gedankens die nachbarschaftlichen Beziehungen in der Ostseeregion zu vertiefen und zu festigen."

Erk Westermann-Lammers, Vorstandsvorsitzender der IB.SH
 

 

Neun Länder, vier Schwerpunkte, ein Programm

Klimaneutralität, Innovation, Wasserbewusstsein und kooperative Governance – nach diesen Programmschwerpunkten werden Projekte aus teilnehmenden Ländern (Dänemark, Estland, Finnland, Deutschland, Lettland, Litauen, Polen, Schweden und Norwegen) in der aktuellen Förderperiode 2021 - 2027 ausgewählt. In ihrer Umsetzung greifen die Zielsetzungen von sowohl innovativen als auch wasserbewussten sowie klimaneutralen Vorhaben ineinander. Sie bedingen sowie ergänzen sich gegenseitig und zahlen, projektbedingt jeweils spezifiziert, auf die gesellschaftspolitische Verankerung von Nachhaltigkeit in der Region ein. Sie tragen zum Ausbau der wirtschaftlichen Reichweite und einer verbesserten Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger vor Ort bei. Damit ein Projekt im Rahmen von Interreg Baltic Sea Region gefördert werden kann, müssen mindestens drei Projektpartner aus drei Programmländern zusammenarbeiten.

Ein Blumenstrauß an Zukunftsthemen

In der aktuellen Förderperiode sind bereits 86 Projektvorhaben für eine Förderung ausgewählt. Für sie sind bislang 164,1 Millionen Euro von insgesamt 235,6 Millionen Euro festgelegt. Eines der geförderten Projekte ist BALTIPLAST: Dort werden technische Lösungen erarbeitet, die Behörden bei der Reduzierung von Kunststoffabfällen unterstützen und Investitionen in nachhaltige Sortierung und Recycling fördern. Im Rahmen von COMMITCLIMATE hingegen entwickeln und testen Städte ein computergestütztes Simulationsmodell, um nachhaltige Energie- und Klimaaktionspläne zur Reduktion des CO2-Fußabdruckes zu erstellen und bei RENOWAVE werden Wege gefunden, um die Zusammenarbeit von Hausbesitzern, Bauunternehmen, Energieagenturen und Behörden bei der energetischen Sanierung in Mehrfamilienhäusern zu fördern.

In der Projektbibliothek werden die Schwerpunkte, Zusammensetzungen und Ziele aller genehmigten bzw. laufenden Projekte der Zeiträume 2014-20 und 2021-27 in ausführlichen Steckbriefen vorgestellt. Eine interaktive Karte veranschaulicht die geographische Verteilung der Kooperationen.

Zukunft auch Gestern

Bereits in vergangenen Förderperioden förderte Interreg beeindruckende Projekte mit teilweise herausragendem Output. Auf gesamtbaltischer Ebene wurde zum Beispiel ein Plan für ein koordiniertes Offshore-Stromnetz entwickelt und die gemeinsame Planung zwischen den Ländern verbessert. Damit sollen Windparks aus verschiedenen Ländern auf See miteinander verbunden werden können. Für die jeweiligen nationalen Behörden besteht ein Mehrwert in der verbesserten Koordination mit Industrie, Forschungsorganisationen, Verbänden und Planern, wenn es um die Entwicklung von Energiekorridoren in der Ostsee geht.

Im Bereich der erneuerbaren Energien trugen bereits Anfang der 2000er Jahre Interreg-Projekte durch die Analyse lokaler Ressourcen für Biomasse zu einer autarkeren Energieversorgung der Ostseeregion bei. Darauf aufbauend entwickelten die Regionen Strategien für die Nutzung lokal verfügbarer Biomasse zur Erzeugung erneuerbarer Energie.

Einige Projektpartner schaffen es, ihre Interreg-Erfolgsgeschichte über mehrere Förderperioden hinweg zu schreiben: Mitte der 2000er Jahre beteiligten sich Interreg-Projekte an der Überprüfung nationaler Strategien zur Energieeffizienz, woraufhin die Sanierung von Wohngebäuden in Estland, Polen, Litauen und Lettland eingeleitet wurde. In einem Folgeprojekt erhielten die Städte und Gemeinden Unterstützung bei der Planung der umfassenden energetischen Erneuerung von Wohngebieten und historischen Gebäude. Im Rahmen eines folgenden, von Interreg geförderten Projekts überarbeiteten die teilnehmenden Projektstädte bis 2021 ihre Aktionspläne für nachhaltige Energie und schulten Gebäudemanager und Energieauditoren für die Nachrüstung, Aufrüstung und grundlegende Renovierung von Gebäuden.

Mehr als Finanzierung

Als EU-Förderprogramm ist Interreg Baltic Sea Region zwar in erster Linie eine Quelle der EU-Finanzierung, bietet den Projektteilnehmenden darüber hinaus aber noch viel mehr: Im Laufe der Jahre hat Interreg Baltic Sea Region rund 7.000 Projektpartner im Auftrag der EU vernetzt. Unterschiedliche Kulturen, Perspektiven und Fachwissen werden zusammengebracht, um gemeinsam die besten Ideen zu finden und ganzheitliche Lösungen für grenzüberschreitende Herausforderungen zu erarbeiten.

Koordinierte europäische Anstrengungen auf politischer sowie zivilgesellschaftlicher Ebene zur Stärkung von Demokratie, Fortschritt und Wohlstand in der Ostseeregion sind in Zeiten zugespitzter geopolitischer Konflikte von besonderer Bedeutung.

Redaktionell verantwortlich: Anna-Laura Hennig

Anna-Laura Hennig ist im Bereich IB.SH-Europa für das Management der EU-Aktivitäten zuständig.

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