Neue Sustainable Finance Strategie der EU
IB.SH Fachwissen | 12.10.2021 | Eleonoora Väänänen
Sustainable Finance steht ganz oben auf der Agenda der EU. Ein großer Meilenstein war der EU-Aktionsplan von 2018, der legislative, bindende Maßnahmen für die EU-Staaten ankündigte. Inzwischen sind zentrale Gesetzesinitiativen des EU-Aktionsplans initiiert worden, wie beispielsweise die Klassifizierung nachhaltiger Aktivitäten und erweiterte Berichtspflichten für die Finanzbranche. Doch geschätzte Kosten von rund 350 Milliarden Euro pro Jahr zur Erreichung der Emissionsreduktionsziele bis 2030 und weitere Kosten infolge des Klimawandels erforderten eine neue, weiterführende Strategie. Die Europäische Kommission veröffentlichte diese neue Sustainable Finance Strategie im Juli 2021.
Inhalte der neuen Sustainable Finance Strategie der EU
Mit der Strategie entwickelt die EU die Maßnahmen aus ihrem Aktionsplan weiter. Sie beinhaltet aber auch neue Maßnahmen; insbesondere eine Verschärfung anderer, bereits existierender Finanzregulierungen. Die Strategie umfasst insgesamt sechs Maßnahmenpakete:
- Erweiterung der bestehenden Maßnahmen für ein nachhaltiges Finanzwesen, um den Zugang zu Finanzmitteln für den nachhaltigen Transformationsprozess zu erleichtern
- Verbesserung und Bekanntmachung von Beratungsdienstleistungen und nachhaltigkeitsbezogener Förderung für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie Privathaushalte
- Maßnahmen zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit des Finanzsektors durch adäquates Risikomanagement von Nachhaltigkeitsrisiken
- Steigerung des Beitrags des Finanzsektors zur Nachhaltigkeit
- Gewährleistung der Integrität des Finanzsystems der EU und Überwachung seines nachhaltigen Transformationsprozesses
- Internationale Zusammenarbeit zur Entwicklung von Initiativen und Standards für ein nachhaltiges Finanzwesen sowie zur Unterstützung der EU-Partnerländer
Vollständige Sustainable Finance Strategie der EU lesen
Bedeutung der Sustainable Finance Strategie für die Finanzbranche
Mit der neuen Strategie richtet die Europäische Kommission Finanzströme so aus, dass sie auf den Investitionsplan des European Green Deal einzahlen. Mithilfe von zahlreichen Weichenstellungen soll die Finanzbranche ihren Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit steigern sowie ihre Klima- und Umweltrisiken reduzieren. Dazu tragen beispielsweise Maßnahmen wie eine Verbesserung der Offenlegungs- und Überwachungspflicht der Finanzinstitute und Aufsichtsmaßnahmen gegen Greenwashing bei.
Bei ihren Geschäftstätigkeiten berücksichtigen viele Banken bereits Nachhaltigkeitsrisiken und ESG-Ratings. Die Europäische Kommission will prüfen, ob Nachhaltigkeitsrisiken in den Risikomanagementsystemen von Banken tatsächlich hinreichend beachtet werden. Banken sollen ihre Nachhaltigkeitsrisiken zudem unter Berücksichtigung von Klimastresstests überwachen. ESG-Ratings sollen aussagekräftiger werden, indem die Nachhaltigkeitsrisiken transparent und vergleichbar in die Ratings einbezogen werden.