Was macht eigentlich...

...eine Sustainable Finance Beauftragte?

Interview | 15.01.2024

Dr. Christine Bertram ist Sustainable Finance Beauftragte der IB.SH. Was bedeutet diese Rolle für sie und für die IB.SH? Über ihren Arbeitsalltag, ihre Motivation und ihre Ziele spricht Christine Bertram im Interview. 


Nachhaltigkeit oder auf Englisch Sustainability sind Schlagworte, die längst allgegenwärtig sind. Doch wofür steht eigentlich Sustainable Finance?

"Sustainable Finance kann nicht einfach mit „Nachhaltige Finanzen“ übersetzt werden. Passgenauere Beschreibungen wären „nachhaltige Finanzierung“ oder „Nachhaltigkeit im Finanzsystem“. Letztlich geht es darum, dass Finanzakteure bei ihren Entscheidungen ökologische und soziale Aspekte sowie Aspekte der Unternehmensführung explizit berücksichtigen sollen. Daran sind verschiedene Ziele geknüpft: Banken sollen Risiken, die sich aus Nachhaltigkeitsthemen wie zum Beispiel dem Klimawandel ergeben, messen und steuern können, Geldströme in nachhaltige Vorhaben lenken und Transparenz über ihre Geschäftsaktivitäten herstellen. Dies hat die EU bereits 2018 in ihrem Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums festgelegt."

Was motiviert Sie in Ihrer Rolle als Sustainable Finance-Beauftragte, gerade wenn Sie auf Gegenwehr stoßen?

Themen der nachhaltigen Entwicklung, insbesondere wie man Ökonomie und Ökologie zusammen denken kann, beschäftigen mich als Umweltökonomin schon seit meiner Promotionszeit am Kieler Institut für Weltwirtschaft. Ich sehe mittlerweile auch eine gesteigerte Dringlichkeit für die Lösung ökologischer und sozialer Probleme. Als Förderbank hat die IB.SH die Aufgabe, neben der Wirtschaftsförderung unter anderem zur Förderung des Umweltschutzes und zu sozialen Zielsetzungen wie der Wohnraumförderung beizutragen. Mit fortschreitendem Klimawandel erleben wir, dass Zielkonflikte immer deutlicher zu Tage treten. Als Sustainable Finance-Beauftragte möchte ich dazu beitragen, dass diese konstruktiv diskutiert werden und Handlungsbedarfe, die sich daraus ergeben, lösungsorientiert angegangen werden.

Welche Themen begleiten Sie in der Bank konkret?

Ein Thema, das mich stark beschäftigt ist, wie wir die Nachhaltigkeitswirkung unseres Fördergeschäfts messen und belegen können. Hierzu haben wir ein SDG-Mapping für die IB.SH entwickelt, mit dem wir aufzeigen, zu welchen Nachhaltigkeitszielen unsere Förderung beiträgt. Aufbauend darauf entwickeln wir ein Indikatoren-Set, mit dem wir noch aussagekräftiger darüber werden, welche Nachhaltigkeitswirkung unsere Förderung entfaltet. Ein weiteres Thema ist die Beobachtung und Umsetzung von Regulatorik im Bereich Sustainable Finance. Das bedeutet, dass ich ständig beobachte, welche Entwicklungen es in diesem Bereich gibt, ihre jeweilige Relevanz für die IB.SH einschätze und gegebenenfalls Umsetzungsschritte in die Wege leite und begleite. Letztlich geht es auch darum, ein Auge darauf zu haben, wie die verschiedenen Aktivitäten im Bereich Sustainable Finance ganzheitlich umgesetzt werden können. 

Sie sind sozusagen Antreiberin und Vermittlungsperson in einem. Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

Ich bin regelmäßig Ansprechpartnerin für interne und externe Anfragen zu Sustainable Finance. Das bedeutet, dass ich häufig in Präsentationen und Vorträgen erläutere, was Banken im Moment in diesem Themenfeld bewegt und was die IB.SH dazu bereits leistet. Intern gebe ich immer wieder Inputs und versuche das Thema in die verschiedenen Bereiche der Bank zu tragen. Ganz konkret können das Seminare für unsere Auszubildenden oder Wissenssnacks für alle Beschäftigten sein. Ein großer Teil meines Alltags ist die Mitarbeit an internen Projekten zum Thema Nachhaltigkeit.

Nachhaltigkeit ist Zukunft. Wie sieht diese aus?

Das Thema Nachhaltigkeit insgesamt wird in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen, auch in der Interaktion zwischen Bank und Kunden. Letztlich wird sich jede Bank und jedes Unternehmen mehr oder weniger Gedanken dazu machen müssen, wie groß zum Beispiel ihr direkter und indirekter CO2-Ausstoß ist, welche Reduktionsmaßnahmen möglich sind oder auch, wie sie mit den Interessen ihrer Mitarbeitenden umgehen. Die steigenden Anforderungen im Bereich der Regulatorik sind dabei für viele Unternehmen erstmal abschreckend. Ich hoffe, dass die IB.SH als Förderbank noch stärker dazu beitragen wird, dass Unternehmen ihren Blick auf die möglichen Chancen einer Transformation richten und entsprechend ins Handeln kommen können.

Interviewpartnerin: Dr. Christine Bertram

Dr. Christine Bertram ist die Sustainable Finance Beauftragte bei der IB.SH. Hier schreibt Sie über das Thema SDG Wirkungsmanagement.

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